Verletzung der Menschenrechte
im Seekrieg 1939-1945
Materialsammlung
3.9.1939
Nordatlantik
U 30 (Oblt.z.S. Lemp) sichtet südlich der Rockall-Bank den irrtümlich
als Hilfskreuzer angesehenen brit. Passagierdampfer Athenia (13581 BRT)
und torpediert ihn. Von dem sinkenden Schiff werden durch die herankommenden
britischen Zerstörer Electra und Escort, das norwegische Motorschiff
Knute Nelson, den amerikanischen Dampfer City of Flint
und die schwedische Jacht Southern Cross etwa 1300 Überlebende
gerettet, 112 Menschen kommen durch die Treffer um.
Durch diese erste — warnungslose — Versenkung entsteht bei der britischen Admiralität
der Eindruck, daß Deutschland einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg begonnen
habe. Tatsächlich werden auf deutscher Seite auf Grund der Meldung vom Untergang
der Athenia einschränkende Weisungen für die Handelskriegführung erlassen.
So verbietet Hitler für kurze
Zeit alle Angriffe auf Passagierschiffe. (SOS-Schiffsschicksale
Nr.97)
23./24.2.1940
Nordsee
Nach dem Auffangen verdächtiger Morsezeichen auf Küstenlangwelle
werden bei der Doggerbank in den frühen Morgenstunden die vier dänischen
Fischkutter Ejjam, Gerlis, Merkator und Polaris vom dem dt. Minensuchboot
M 1 (Kptlt. Bartels) durch Rammung versenkt. "Aus militärischen
Gründen" wird von den Kutterbesatzungen niemand gerettet (MGK
West, gKdos.B. 507/40 Chefsache)
13.— 14.4.1940
Norwegen
Im Kampf gegen einen brit. Flottenverband (VAdm. Whitworth) mit dem
Schlachtschiff Warspite (Capt. Crutchley) und den 9 Zerstörern Icarus,
Hero, Foxhound, Kimberley, Forester, Bedouin, Punjabi, Eskimo, Cossack gehen
acht dt. Zerstörer der Narvik-Gruppe verloren. Warspite, Bedouin und
Eskimo versenken Erich Koellner; Cossack und Foxhound versenken
Erich Giese. Auf die Schiffbrüchigen des deutschen Zerstörers
Erich Giese wird dabei geschossen. Dasselbe wurde auch über die
Schiffbrüchigen der anderen Zerstörer gemeldet, aber von der Wehrmachtsuntersuchungsstelle
wurde nur der Fall "Erich Giese" dokumentiert und anerkannt.
(Alfred M. de Zayas,
S. 368-376)
12.5.1941
Mittelmeer
Der griechische Motorsegler Osia Paraskevi, unterwegs mit
7 griechischen Besatzungsmitgliedern und 4 deutschen Soldaten von Kastron (Insel
Lemnos) nach Kavalla, wird von dem britischen U-Boot Rorqual (LtCdr Dewhurst)
angehalten. Während die griechische Besatzung von Bord gehen darf, werden
die Deutschen mit Handfeuerwaffen gezwungen, an Bord zu bleiben und unter Deck
geschickt. Anschließend wird der Segler mit dem Turmgeschütz versenkt.
Die deutschen Soldaten werden bei ihrem letzten Fluchtversuch mit Maschinengewehr
beschossen und getötet. (Alfred
M. de Zayas, S. 377-380)
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Britisches Unterseeboot Torbay
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9.7.1941
Mittelmeer / Ägäis
Das britische Unterseeboot Torbay versenkt auf seiner 3. Feindfahrt
in der Ägäis eine ganze Reihe von Motorseglern, die 75 deutsche Soldaten
zum Festland bringen sollen., mit Artillerie und Sprengpatronen ("battle
against caiques"). Den deutschen Soldaten wird nicht erlaubt, das Boot
zu verlassen. Am 9.7. bringt es wiederum einen der kleinen von Kreta aus nordwärts
fahrenden deutschen Motorsegler auf. Ein Enterkommando durchsucht das Schiff
und bringt anschließend die Sprengladung an. 7 deutschen Soldaten, die
einer Gebirgsdivision auf Kreta angehören, gelingt es sich in ein Schlauchboot
zu retten. Erbarmungslos gibt der U-Boot-Kommandant (LtCdr. Miers) daraufhin
den Befehl, sie mit Maschinengewehr zu erschießen. Obwohl sich der Erste
Wachoffizier und ein Seemann weigern, werden - wie auch im Kriegstagebuch vermerkt
- die deutschen Schiffbrüchigen liquidiert. zu einem Verfahren gegen LtCdr
Miers wegen Verstoßes gegen das Völkerrecht kommt es nicht. (Paul
Chapman, S. 59-67 / Tony
Bridgeland, S. 91-102 / Helmut
Schmoeckel, S.180/181 - leider mit falschem Datum!).
1.— 15.12.1941
Mittelmeer
Das brit. Unterseeboot Porpoise (Cdr. Pizey) torpediert am 9.12.
das mit 2000 Gefangenen auf dem Rückmarsch von Bengasi befindliche Motorschiff
Sebastiano Venier (6311 BRT), obwohl Bletchley Park rechtzeitig
Informationen über den Einsatz des Schiffes als Gefangenentransporter lieferte.
Trotz schweren Wetters kann das Lazarettschiff
Arno 1800 Schiffbrüchige retten. Aber 309 britische und 11 italienische
Soldaten verlieren ihr Leben. Am 15.12. versenkt Torbay den Havaristen
(Alberto Santoni, S.240-244).
23.— 24.2.1942
Schwarzes Meer
Bei Operationen gegen den Schiffsverkehr der Achsenmächte vor dem Bosporus versenkt das sowj. U-Boot Shch-213 (Oblt. D.M. Denezhko) den unter Panama-Flagge fahrenden bulgar. Dampfer Struma mit 764 jüdischen Flüchtlingen an Bord, von denen nur ein einzelner Überlebender gerettet wird. Das Schiff war am 12.12. von Konstanza mit 769 Flüchtlingen aus- und am 16.12. in den Bosporus eingelaufen. Weder die Landung der Flüchtlinge noch die Weiterfahrt des Schiffes wurde von den türk. Behörden gestattet, da die brit. Mandats-Regierung von Palästina keine Einwandervisa bewilligte. Nur 5 Flüchtlinge durften an Land. Am 24.2. zwangen die türk. Behörden das Schiff zum Auslaufen ins Schwarze Meer (Jürgen Rohwer).
26.8.1942
Nordmeer
In seinem Tagebuch berichtet der Matr.Ob.Gefr. Hans Jorkiewicz (UJ 1207) unter dem Datum des 26.8.1942 von einem Kampf zwischen dem U-Bootsjäger UJ 1216 und russischen Schnellbooten, den er aus der Entfernung wahrnehmen konnte. "UJ 1216 sank in 4 Sekunden. ... Von der Besatzung von 46 Mann konnten sich 17 retten. Von den einlaufenden Booten wurden noch 6 Tote geborgen, alle mit Kopfschüssen". Diese Verletzungen dürften kaum im Zusammenhang mit reinen Kampfhandlungen zwischen den Schiffen entstanden sein, so dass man wohl davon ausgehen kann, dass nach der Versenkung überlebende Besatzungsmitglieder per Kopfschuss hingerichtet worden sind. Dies wäre allerdings eine kriegsgesetzwidrige Handlung gewesen, wie es sie beim Feldzug im Osten sicher sehr häufig gegeben hat. Auch wenn ich gefühlsmäßig davon ausgehe, dass es sich bei den Toten um Besatzungsmitglieder von UJ 1216 handelt, spielt es letztlich keine Rolle, wer wen hingerichtet hat. Es sollte einfach als Beispiel für unzählige namenlose Kriegsverbrechen erwähnt werden, die niemals der Öffentlichkeit bekannt geworden sind (Jürgen Ruhardt)
31.8.—
3.9.1942
Mittelmeer
Am 3. September 1942 entziffert Bletchley Park einen Funkspruch aus deutscher Quelle vom 31.8., der wie folgt lautet: "Wichtig: Lazarettschiff Arno mit 50 Sanitätern und 6 Tonnen Nachschub für Bengasi. Lazarettschiff Gradisca mit 50 Sanitätern und 10 Tonnen Nachschub für Tobruk über Tripolis. Lazarettschiff Aquileia mit 20 Sanitätern und 6 Tonnen Nachschub für Marsah Matruh". Mit Nachschubtransporten für Nordafrika bringt die italienische Seekriegsleitung die Haager Konvention über die Einhaltung völkerrechtlicher Bestimmungen bei der Kriegführung allerdings in Mißkredit. Nur kurze Zeit später versenken britische Flugzeuge 2 italienische Lazarettschiffe auf See: die Arno am 10.9.42 und die Città di Trapani am 1. 12.1942. (Alberto Santoni, S.172)
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U 507 übernimmt Schiffbrüchige
der Laconia zur Rettung |
12.— 17.9.1942
Südatlantik
Am 12.9. versenkt U 156 (KKpt. Hartenstein) nordöstlich Ascension
den brit. Truppentransporter Laconia (19.695 BRT) mit 1800 ital. Kriegsgefangenen
an Bord. U 156 beginnt sofort mit der Rettung und fordert in einem offenen
Funkspruch alle in der Nähe befindlichen Schiffe zur Hilfeleistung auf. Der
BdU setzt U 507 (KKpt. Schacht) und U 506 (Kptlt. Würdemann) sowie
das ital. U-Boot Cappellini (Kptlt. Revedin) an, die am 15. und 16.9.
eintreffen und bittet auf diplomatischem Wege die franz. Marine in Westafrika
um Unterstützung. Auf die Meldung hin werden aus Freetown das brit. Handelsschiff
Empire Haven und aus Takoradi der Hilfskreuzer Corinthian eingesetzt.
Die US 1st Composite Air Sqn. auf Ascension, die das FT von U 156 nur verstümmelt empfangen hat und von der Rettungsaktion der U-Boote nicht informiert ist, wird um Luftsicherung für die brit. Schiffe gebeten. Die U-Boote haben inzwischen ehe große Anzahl von brit., poln. und ital. Schiffbrüchigen an Bord und die übrigen in Rettungsbooten in Schlepp genommen, um den Treffpunkt mit den franz. Schiffen anzusteuern. Ein zufällig bei einem Überführungsflug nach Afrika in Ascension befindlicher Liberator-Bomber der 343rd Bombardment Sqn. USAAF (Oblt. Harden) sichtet bei einem Flug zur Sicherung der brit. Schiffe die U-Boote Er erhält auf Rückfrage vom Kommandeur der 1st Composite Squadron, Hptm. Richardson, einen Angriffsbefehl und belegt U 156 trotz der erkannten Rotkreuzflaggen mit Bomben. U 156 muß abtauchen, übergibt die Schiffbrüchigen an die Rettungsboote und kappt die Schleppleinen. Am 17.9. treffen die auf Weisung der Vichy-Regierung von Adm. Collinet, dem Marinebefehlshaber in Franz. Äquatorialafrika, in See geschickten Kreuzer Gloire, Aviso Dumont d'Urville und Minensucher Annamite ein und übernehmen von den dt. U-Booten und aus Rettungsbooten 1041 Überlebende, Dumont d'Urville am 16.9. von Cappellini weitere 42 Mann. — Dieser erbarmungslose Angriff hat Folgen für die Kriegführung. Am 17.9. ergeht Befehl des B.d.U Admiral Dönitz an alle dt. U-Boote, daß die Rettung Schiffbrüchiger von versenkten Schiffen in Zukunft zu unterbleiben habe (»Laconia«-Befehl).(Gudmundur Helgason).
27.9.—
2.10.1942
Nordpazifik
Der Frachter Lisbon Maru (7053 BRT) verläßt am
27.9. Hongkong mit 1816 gefangenen Alliierten und 778 verwundeten Japanern.
Er ist allerdings weder als Verwundetentransporter noch als Gefangenentransporter
deklariert oder markiert. In der Nacht zum 1.10. torpediert das amerik. U-Boot
Grouper (LtCdr Duke) den Transporter, der aber nicht sogleich sinkt. Der
japanische Zerstörer Kure und der Transporter Toyukumi Maru
übernehmen am 2.10. die Verwundeten, die Kriegsgefangenen bleiben dagegen
in den Laderäumen eingesperrt und müssen in dem sinkenden Schiff ertrinken.
(Tony Bridgeland, S.
195-211)
28.9.1942
Südatlantik
Vor der Küste Brasilien versenkt das deutsche U 516 (Kptlt. Wiebe)
mit der Deckskanone ohne Warnung den brasilianischen Frachter Antonico
(1223 BRT), der in Charter für PanAm Airways mit einer Ladung Zement und
Asphalt von Belem nach Paramaribo (Surinam) unterwegs ist. Die Besatzung verläßt
den Frachter sofort in einem kleinen und zwei großen Rettungsbooten. Nach
Aussage der Überlebenden sind daraufhin die Boote mit Artilleriefeuer belegt
und das Rettungsboot mit dem Kapitän versenkt worden. Die im Wasser treibenden
Schiffbrüchigen werden von den anderen Rettungsbooten aufgenommen und die
Boote erreichen die brasilianische Küste am 29.9.1942 ohne weitere Zwischenfälle.
Zwei Mann sterben später an ihren Verwundungen, 24 von 40 überleben.
— Zwei
von einander unabhängige Untersuchungen, eine 1947 im Auftrag britischer
Behörden, die zweite 1969 im Auftrag der deutschen Zentralstelle zur Aufklärung
von NS-Verbrechen (Ludwigsburg), stellten fest, daß die Überlebenden
zu Unrecht davon ausgegangen sind, in ihren Rettungsbooten unmittelbar unter
Beschuß genommen worden zu sein. Bei Verlassen des Frachters gerieten
sie aber offenbar in Schußlinie auf den Frachter. Der Fall wurde auch
beim US Naval Department zu den Akten genommen und nach Nürnberg in keinem
gesonderten Kriegsverbrecherprozess vorgetragen. (Jürgen
Rohwer)
18.10.1942
Deutschland
In Zusammenhang mit der "Partisanen"-Bekämpfung an der Ostfront steht
der Erlaß Hitlers über die Vernichtung von Terror- und Sabotagetrupps - kurz
"Kommando-Befehl" genannt - vom 18. Oktober 1942. Kommentarlos hat das OKM diesen
Befehl Ende Oktober an alle nachgeordneten Dienststellen weiter geleitet. Nach
einem erfolgreichen britschen Kommandounternehmen gegen die in Bordeaux liegenden
Blockadebrecher im Dezember 1942 (Op. »Frankton«)
bemüht sich die über die Anwendung des Kommandobefehls zunächst wohl irritierte
Seekriegsleitung ab Februar 1943 aber doch darum "sicherzustellen, daß über
die Behandlung von Kommandotrupps bei allen daran interessierten Stellen volle
Klarheit besteht". Mangelnde Klarheit scheint vor allem im Bereich des Wehrmachtsbefehlshabers
Norwegen nicht bestanden zu haben. Dort häuften sich ab Anfang 1943 alliierte
Kommando-Unternehmen, die mit Schnellbooten und Fischkuttern über See vorgetragen
wurden und die zerklüfteten Küstenlinien Norwegens geschickt für sich ausnutzten
(siehe dazu 1, 2, 3,
4).— Vor dem Internationalen
Militärgerichtshof in Nürnberg werden die beiden Oberbefehlshaber der Kriegsmarine,
Großadmiral Raeder und Dönitz, wegen Weitergabe und Durchführung des "Kommandobefehls"
im Sinne des dritten Anklagepunktes ("Begehen von Kriegsverbrechen") 1946 für
schuldig erklärt und verurteilt. (Heinz-Ludger
Borgert)
8.12.1942
Frankreich
An der französischen Gironde-Mündung werden zwei englische Soldaten
gefangen genommen. Bei ihrer Vernehmung stellt sich heraus, daß sie offensichtlich
Angehörige eines "gescheiterten" Kommandotrupps waren (siehe
Einzelheiten). Der Marinebefehlshaber Westfrankreich, Admiral Bachmann,
läßt sie am 11.12.42 entsprechend dem Kommandobefehl des Führers (siehe
18.10.42) erschießen. Das KTB der SKL kommentiert am 9.12.43: "Nach
Wehrmachtsgericht sind beide Soldaten inzwischen erschossen worden. Maßnahme
würde dem besonderen Befehl des Führers entsprechen, bildet jedoch, da die Soldaten
Uniform trugen, ein völkerrechtliches Novum." Die Hinrichtung von Soldaten in
Uniform ist auch durch ihre Teilnahme an einem Kommandounternehmen völkerrechtlich
nicht zu rechtfertigen. (Heinz-Ludger
Borgert)
26. 1. 1943
Südwestpazifik
Das amerik. U-Boot Wahoo (LtCdr Morton) versenkt bei einer
Aufklärungsmission vor Neuguinea den japan. Truppentransporter Buyo
Maru (5447 BRT) und den Frachter No. 2 Fukuei Maru (1901 BRT). Als
Wahoo an der Versenkungsstelle auftaucht, findet es sich in einer Menge
von geschätzt 10.000 auf Flößen befindlichen und im Wasser schwimmenden
überlebenden japan. Soldaten. Über 1 Stunde lang läßt der U-Bootkommandant
die Schiffbrüchigen mit Geschütz und Maschinengewehren beschießen,
bevor das U-Boot abläuft. US-Quellen geben an, ein japanisches Schiff habe
am nächsten Tag noch etwa 1000 Überlebende gerettet. Die meisten Schiffbrüchigen
aber waren tot. (Tony
Bridgeland, S. 115-129)
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3. Japanisches Lazarettschiff
Hikawa Maru
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1.3.— 30.4.1943
Pazifik
Im Ost-Chinesischen Meer versenkt Kingfish (LtCdr.
Lowrance) im März das Lazarettschiff Takachiko Maru (8154 BRT).
Ebenfalls in chinesischen Gewässern beschädigt im April
das amerikan. U-Boot Runner (LtCdr. Burland) das Lazarettschiff Buenos
Aires Maru (9625 BRT) mit Torpedo.
2.— 4.3.1943
Südwestpazifik
Ein jap. Verband (KAdm. Kimura) mit 8 Transportern und den Zerstörern
Shirayuki, Arashio, Asashio, Tokitsukaze, Yukikaze, Uranami, Shikinami
und Asagumo läuft am 28.2. von Rabaul aus, um 6900 Mann der jap.
51. Division (GenLt. Nakano) nach Lae zu bringen. Von einer Liberator
am 2.3. früh nordostwärts der Dampier-Str. gemeldet, wird er 2 Stunden später
von 12 Fortress angegriffen, die 1 Transporter versenken und 2 beschädigen,
die Zerstörer Yukikaze und Asagumo laufen mit 950 Überlebenden
voraus. Am 3.3. wird der Konvoi in der Bismarck-See von insgesamt 335 amerik.
und austral. Flugzeugen z. T. im Tiefstflug angegriffen. Die Flugzeuge der USAAF
Southwest-Pacific (LtGen. Kenney) versenken alle Transporter mit insgesamt 33.730
BRT sowie die Zerstörer Shirayuki, Arashio, Asashio und
Tokitsukaze. Jap. Zerstörer und die U-Boote I-17 und I-26 retten
2734 Mann, die Überlebenden, soweit sie nicht mit den Schiffen untergehen,
werden von US-Jagdbombern mit Bordwaffen und von den MTBs PT 66, PT 67, PT
68, PT 121, PT 128, PT 143, PT 149 und PT 150 (LtCdr. Atkins) im
Wasser mit Wasserbomben und MGs niedergemacht, um eine Verstärkung der Armee
um Lae durch an Land geschwommene Schiffbrüchige zu verhindern.(Tony
Bridgeland, S. 129-137)
Ende März 1943
Norwegen
Unter Befehl des Admirals Polarküste bringt ein deutsches Räumboot
im Toftefjord einen norwegischen Kutter auf. Der Wehrmachtbericht meldet am
6.4.43: "In Nordnorwegen wurde ein feindlicher Sabotagetrupp bei Annäherung
an die Küste zum Kampf gestellt und vernichtet." In Wahrheit wurde - wie es
später in einer Notiz des Wehrmachtsführungsstabes heißt - "der Führerbefehl
durch S.D. vollzogen". (siehe dazu 18.10.42). Die
Hinrichtung von Soldaten in Uniform ist auch durch ihre Teilnahme an einem Kommandounternehmen
völkerrechtlich nicht zu rechtfertigen. (Heinz-Ludger
Borgert)
Anfang Mai 1943
Norwegen
Im Hafen Kopervik erfolgt ein Sprengstoffanschlag auf einen deutsches
Minensuchboot. Wenige Tage später nimmt ein Suchtrupp des Hafenkommandanten
Haugesund Teile des englischen "Sabotagetrupps" auf der Inselgruppe Urter gefangen.
Nach Abschluß der Vernehmungen übergibt die zuständige Dienststelle beim Admiral
der norwegischen Westküste die Gefangenen "weisungsgemäß an den S.D." (siehe
dazu 18.10.42). Die Hinrichtung von Soldaten in Uniform ist jedoch auch
durch ihre Teilnahme an einem Kommandounternehmen völkerrechtlich nicht
zu rechtfertigen. (Heinz-Ludger
Borgert).
6./7.5.1943
Nordatlantik
Während der Schlacht um den Konvoi ONS.5 sichtet der brit. Zerstörer
Oribi kurz vor 3:00 Uhr das deutsche U 125 (Kptlt. Folkers) in
dichtem Nebel mit Radar und rammt das U-Boot mit geschätzter Geschwindigkeit
von 20kn. Doch das Boot übersteht den Angriff und setzt ein Notsignal ab. Der
B.d.U. ordert 4 Boote zu Hilfe, die bis zum Morgengrauen nach U 125 suchen.
Um 3:54 Uhr ortet die brit. Korvette Snowflake das nicht tauchklare U-Boot
in kurzer Entfernung. Ihre Suchscheinwerfer beleuchten ein schwer beschädigtes
U-Boot, das offenbar bereits sinkt. Die Korvette unternimmt einen Rammstoß,
doch das Boot weicht aus. Die Besatzung von U 125 schlägt danach Sprengladungen
zur Selbstversenkung an und verläßt ihr Boot. Die brit. Korvette Sunflower
taucht am Schauplatz auf. Der Kommandeur der Korvette gibt Funkspruch über
die Lage an den Escort Commander auf HMS Tay und erhält die Antwort:
"Keine Erlaubnis zur Rettung der Schiffbrüchigen." Die Mannschaft von Kptlt.
Folkers und U 125 ist daraufhin ertrunken (Gudmundur
Helgason).
27.7.1943
Norwegen
Unter der persönlichen Führung des Kommandierenden Admirals der norwegischen
Westküste, Admiral Otto von Schrader (RK), wird das norwegisch bemannte Schnellboot
MTB 345 aufgebracht. Obwohl keine Zweifel darüber bestehen, daß die Besatzungsangehörigen
als Kriegsgefangene anzusehen simd, läßt Admiral von Schrader sie gemäß "Kommandobefehl"
dem S.D. übergeben und erschießen (siehe dazu 18.10.42).
Die Hinrichtung von Soldaten in Uniform ist durch ihre Teilnahme an einem Kommandounternehmen
allerdings völkerrechtlich nicht zu rechtfertigen. Admiral von Schrader
nimmt sich am 19.7.1945 in Bergen selbst das Leben. (Heinz-Ludger
Borgert).
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Kommentar der Propagandaabteilung:
"Engländer, Inder und Badoglio-Anhänger warten nach der Besetzung der Insel Leros auf ihren Abtransport." |
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23.9.—
19.10.1943
Mittelmeer
Am 8. September 1943 schließt Italien Waffenstillstand mit den Alliierten.
Daraufhin kommt es zu Kämpfen zwischen italienischen Truppen und den Deutschen,
die diese entwaffnen wollen, um eine mögliche Bedrohung auszuschalten. Auf Kreta,
Rhodos und anderen Inseln geraten Tausende von Italienern in Gefangenschaft.
Aus Sicht der deutschen Führung stellen sie eine latente Aufstandsgefahr und
ein enormes Versorgungsproblem, aber auch ein nutzbares Arbeitspotential dar.
Daher wird versucht, sie möglichst schnell auf das Festland zu transportieren.
Hitler selbst befiehlt, "alle Sicherheitsbestimmungen hinsichtlich zahlenmäßiger
Beschränkungen Mitfahrender haben zu entfallen, ohne Rücksicht auf Verluste
sei der Platz bis zum Äußersten auszunützen". Der verantwortliche Admiral
Ägäis, Vizeadmiral Lange (RK), setzt diese
Befehle gegen den Widerstand von Heeresgeneralen auf Rhodos und Leros, die dieses
Vorgehen "völkerrechtswidrig" nennen, durch. Die Transporte führen
zu schweren Verlusten. —
Am
23.9. versenken britische Zerstörer südlich von Rhodos den Dampfer Donizetti
(2428 BRT) mit 1576 Gefangenen an Bord, niemand überlebt. —
Am
28.9.1943 sinkt der Frachter Ardena
(1092 BRT) mit 840 Gefangenen auf dem Weg von Kephallenia zum Festland südlich
von Argostoli durch Luftminentreffer, 720 italienische Gefangene kommen dabei
um, darunter viele Soldaten der Division „Acqui“, die dem vorausgegangenen Massaker
durch deutsche Soldaten auf Kephallenia entgangen sind. —
Am
19. Oktober versenken britische und US-Flugzeuge nördlich von Souda den Dampfer
Sinfra (4470
BRT), von 2389 Gefangenen an Bord werden nur 539 gerettet. —
Im
Seegebiet zwischen Kephallenia und dem Festland sinken 2 kleine Frachter auf
aus der Luft gelegten Minen, im Hafen von Korfu ein weiterer bei einem Luftangriff,
dabei kommen insgesamt vermutlich etwa 2600 weitere Gefangene um. (Forts.
8.-12.2.44).
1.10.1943
Indischer Ozean
Am 1.10. wird der norw. Kohlenfrachter Storviken (4836 BRT)
auf der Reise von Mombasa nach Aden durch 2 Torpedos des japan. Unterseebootes
I-10 (Kptlt. Tonuzuka) getroffen und sinkt. An Bord waren 7 norw. Offiziere,
5 brit. Artillerieschützen und die Mannschaft von 44 Chinesen. Nach Aussage
von Kapitän Apold können 42 Mann das sinkende Schiff in einem Rettungsboot
verlassen. Anschließend kommt das U-Boot bei dem Rettungsboot längsseits.
Da der Kapitän nicht ausfindig gemacht werden kann, wurden ein Offizier
und ein Heizer gefangen genommen. Beim Ablegen kollidiert das U-Boot mit dem
Rettungsboot, so daß die Schraube eine Seite komplett aufreißt.
Dabei werden mehrere Schiffbrüchigen getötet und andere verletzt,
während das Rettungsboot kentert. Anschließend kreuzt das U-Boot
noch einmal über die Unglücksstelle, wobei sich die Besatzung sich
über die im Wasser treibenden Schiffbrüchigen lustig macht. —
Nach
dem Untergang der Storviken können sich der Kapitän und 4 andere
Besatzungsmitglieder auf Wrackteile retten, nachdem ihr Rettungsboot bei dem
Versuch, es zu Wasser zu bringen, umgeschlagen und gesunken ist. Sie versuchen
nun, mehrere Wrackteile zu sammeln, um sie nach Möglichkeit zu einem Rettungsfloß
zusammen zu binden. Einige gute Schwimmer halten 5-6 Stunden lang die Verbindung
zwischen den Schiffbrüchigen und sammeln Wrackteile. Am Abend sind 19 Überlebende
auf dem Floß versammelt, das damit schwer überladen ist. Trinkwasser
oder Nahrung gibt es nicht, alle leiden unter der heißen Sonnenstrahlung.
In den nächsten Tagen sterben 6 Mann an Erschöpfung. Am 6. Oktober
werden der Kapitän, 1 Offiziere und 11 chines. Besatzungsmitglieder von
dem brit. Geleitschiff HMS Sennen aufgenommen. Es wird noch ein weiteres Rettungsfloß
mit 1 Offizier und 3 chines. Besatzungsmitgliedern geborgen. —
Insgesamt
17 Überlebende werden am 8. Oktober in Aden an Land gebracht. Ob sich die
Kollision mit dem Rettungsboot tatsächlich vorsätzlich ereignete,
wie es von Augenzeugen behauptet wurde, läßt sich allerdings nicht
beweisen. (Quellenangabe fehlt!)
14.12.1943
Südwestpazifik
Bei der Versenkung des amerik. Frachters Daisy Moller (4087 BRT) durch
das japan U-Boot Ro-110 (Kptlt. Ebato) werden 53 von 127 Besatzungsmitgliedern
mit MG-Feuer und durch Rammen der Rettungsboote ermordet. (Axis
Submarine Successes, p.272)
Januar 1944
Indischer Ozean
Nach den Befehlen des Kommandeurs der Südwestpazifik Flotte (VAdm. Takasu)
werden bei Versenkung der Frachter British Chivalry (am 22.2. durch
SS I-37/ Nakagawa, 12 ), Ascot (am 29.2. durch I-37/
Nakagawa, 40 ), Behar (am 9.3. durch DD Tone/ Mayuzumi,
xx ), Nancy Moller (am 18.3. durch I-165/ Shimizu,
32 ), Tjisalak (am 26.3. durch I-8/ Ariizumi, 98
), Richard Hovey (am 29.3. durch I-26/ Kusaka, xx
) und Jean Nicolet (am 2.7. durch I-8/ Ariizumi,
79 ) die Schiffbrüchigen soweit als möglich ermordet, um jeden
Hinweis auf den von Japan geführten Handelskrieg im Gebiet zwischen Australien
und Golf von Aden zu tilgen. (Rohwer, Chronology of
the War at Sea, p.256)
8.—
12.2.1944
Mittelmeer
Westlich des Kap Sounion liegt die kleine Insel Gaidhouroniso. An ihrer felsigen
Südostküste spielte sich im Februar 1944 die wohl größte Schiffahrtskatastrophe
im Mittelmeer ab. Seit Anfang 1944 wird die Versorgungslage auf den Inseln wegen
der erfolgreichen alliierten Angriffe auf die deutschen Transportschiffe immer
kritischer. So werden die Abtransporte ital. Kriegsgefangener (s.
23.9.-19.10.43) wieder aufgenommen. Am 8. Februar versenkt das
britische Unterseeboot Sportsman den Dampfer Petrella nördlich
von Suda (Kreta) mit 3173 italienischen Gefangenen an Bord, von denen 2670 umkommen,
auch weil die Wachmannschaften, wie schon auf der Sinfra, die Zugänge
zu den Gefangenenräumen nicht öffnen und, als diese ausbrechen, sie mit Waffengewalt
daran hindern, die Boote zu besetzen.
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Italienische Gefangene auf
dem Weg zur Internierung.
Zynischer Kommentar der Propagandaabteilung. |
In dieser Lage beginnt die Fahrt des Dampfers Oria (2127 Tonnen) von Rhodos nach Piräus. Am 11. 2. läuft die Oria im Geleit von 3 deutschen, ehemals italienischen Torpedobooten von Rhodos aus. Nach unterschiedlichen Quellenangaben sind ca. 4160 - 4190 Gefangene an Bord. Am Morgen des 12. 2. kommt ein Südweststurm mit Stärke 8-9 auf, das Geleit marschiert, obwohl die veralteten Torpedoboote an den Rand einer Seenotlage kommen, nach Westen in Richtung Piräus weiter, weil diese Wetterlage die gefürchteten Angriffe von Flugzeugen und Unterseebooten praktisch unmöglich macht. Am Nachmittag des 12. 2. passieren die Schiffe die Meerenge zwischen den Inseln Serifos und Kythnos und können beim Leuchtfeuer Kythnos eine Standortbestimmung machen. Nach Sichten des Kaps Sounion gegen 1800 Uhr drehen die Geleitboote auf Westkurs, um vom Sturm nicht in gefährliche Nähe zur Küste gedrückt zu werden. Der Kapitän der Oria läuft mit seinem Schiff jedoch trotz gegenteiliger, wiederholter Befehle des Geleitkommandeurs auf kürzestem Weg weiter. So gerät das Schiff im Dunklen gegen 18.45 Uhr an der Südostecke von Gaidhouroniso auf Grund. Da auf den Torpedobooten im Sturm alle Funkgeräte ausgefallen sind, können Hilfsmaßnahmen erst beim Einlaufen der Boote in Piräus, Stunden später, eingeleitet werden. Zu dieser Zeit ist das Schiff bereits auseinandergebrochen. Betreffs der Überlebenden werden in den Akten unterschiedliche Zahlen genannt, die höchste (!) Angabe ("Seetransportstelle Ägais") nennt 6 Wachmannschaften, 7 Besatzungsmitglieder, darunter der Kapitän, der nun einen Navigationsirrtum zugibt, und 49 (!) gerettete Italiener. Es kommen also mehr als 4100 Menschen beim Untergang der Oria ums Leben.
Aus den Akten ist nicht nachvollziehbar, ob der Kapitän zur Verantwortung gezogen wurde. Gegen den Geleitführer, der unter den gegebenen Umständen das Menschen Mögliche tat, um das Unglück abzuwenden, wurde ein kriegsgerichtliches Verfahren eingeleitet, er wurde einige Tage später wegen Nervenversagens abgelöst, weitere Angaben waren nicht zu ermitteln.
Die Quellen: Das in den letzten Jahren in 78 Bänden veröffentlichte „Kriegstagebuch der Seekriegsleitung„ erwähnt in Band 54 / Februar 1944 die Fahrt der Oria ausführlich. Die "Chronik des Seekrieges 1939-1945" von Jürgen Rohwer, herausgegeben 1968 vom Arbeitskreis für Wehrforschung und der Bibliothek für Zeitgeschichte, erwähnt die Oria überhaupt nicht. In dem Buch "Die Verluste der deutschen Handelsflotte im Zweiten Weltkrieg" ist die Oria als ein Schiff der deutschen Mittelmeer-Reederei zwar mit Angabe der Tonnage aufgeführt, jedoch ohne die ansonsten normale Angabe von Zeitpunkt, Ort und den Umständen des Verlusts. Zwei Marineoffiziere beschreiben die Umstände genau. Der Historiker Gerd Schreiber dokumentiert in seinem Buch "Verraten - Verachtet - Vergessen. Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943-45" minutiös und nachvollziehbar die völkerrechtswidrige Behandlung dieser Soldaten und dabei auch die Situation und die Befehle, die zur Fahrt der Oria führten. Carlheinz Vorsteher, der 1943/44 selbst junger Kommandant in der 9. Torpedobootsflottille war, berichtet in seinem Buch "Auf verlorenem Posten" tagebuchartig und in nüchterner Sprache von 12 Monaten Seekrieg in der Ägäis mit Geleitfahrten, Angriffen alliierter Flugzeuge und Unterseeboote, immer weiter anwachsenden Verlusten bis zum Ende des Kampfes im September 1944, und dabei auch von der schicksalhaften Fahrt des Oria-Geleits. Insgesamt kamen bei den Transporten etwa dreizehntausend italienische Soldaten um. (Urs Heßling)
13.3.1944
Südatlantik
U 852 (Kptlt. Eck) versenkt mit Torpedo den griechischen Frachter Peleus
(4695 BRT). Bei dem Versuch, verräterische Wrackteile mit der Bordkanone
zu versenken, wird die Erschießung von Schiffbrüchigen, die an dem
Treibgut Halt suchen, vorsätzlich billigend in Kauf genommen. Kptlt. Eck
wird nach dem Krieg vor ein britisches Militärgericht gestellt und zum
Tode verurteilt. (Dwight
Messimer)
14./15.6.1944
Westliches Mittelmeer
Bei der Rettungsaktion für die T-Boote TA 26 und TA 30 wird das
Lazarettschiff Erlangen von alliierte Flugzeuge in Brand geworfen und
muss bei Sestri Levante auf Grund gesetzt werden (Alfred
M. de Zayas, S. 393). Es wird geborgen und zur Ausbesserung nach
Genua geschleppt. Bei einem Luftangriff auf Genua am 4.9.44 wird es schließlich
versenkt.
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15.—
21.6.1944
Ostsee
Sowjet. Angriff gegen die der karelischen Landenge vorgelagerten Inseln. Bei
einem Angriff sowjetischer Torpedokutter unter Kpt. 2 .Rg. Osipov geht das dtsch
Torpedoboot T 31 verloren. Der Angriff ereignet sich am 20.06.1944, 00:03
Uhr früh auf 60°, 16,4' Nord/ 27°, 56,4' Ost, ca. 1,5 Seemeilen
nordöstlich der Insel Narvi (auch: Narwi/Narwa/Nerva). Zwei russische Torpedokutter
des Typs D-3 kommen in günstiger Position zum Torpedoschuss. Zwei Torpedos
treffen das Flottentorpedoboot T 31 in voller Fahrt mittschiffs zwischen
Kessel 1 und 2. Das Boot wird in zwei Teile zerrissen und sinkt in kürzester
Zeit.
Die russischen Torpedokutter waren TK-37 (Oblt.z.S Toronenko) und TK-60 (Lt. Buschuev). Ihre Einheit gehörte zu einer Deckungsgruppe von Schnellbooten, welche die Besetzung der Insel Narwa sichern sollte. Die deutsch/finnischen Streitkräfte wußten von der Besetzung durch russische Streitkräfte nichts. Nach dem Untergang von T 31 standen u.a. Boote des Oberleutnant Wasiljew und Oberleutnant Tworogow an der Untergangsstelle. Die Überlebenden wurden durch die sich einnebelnden Torpedokutter der baltischen Rotbannerflotte wie folgt behandelt: Die russischen Boote fuhren ohne Rücksicht über die im Wasser treibenden Seeleute. Besatzungsmitglieder der russischen Torpedokutter zogen Überlebende aus dem Wasser, erschossen die Gefangenen und warfen sie zurück ins Wasser. Andere russischen Besatzungsmitglieder veranstalteten ein regelrechtes Zielschießen auf die im Wasser treibenden Schiffbrüchigen. Die Hilflosen wurden dadurch getötet oder verletzt. Ein an Bord gezogener deutscher Überlebender soll mit der Waffe an der Schläfe gezwungen worden sein, auf seine im Wasser treibenden Kameraden zu schiessen.
Insgesamt wurden 6 Gefangene gemacht und nach Russland in Kriegsgefangenschaft
gebracht. Nur einer von ihnen kam zurück. Ein Teil der Besatzung wurde
von finnischen Schnellbooten an der Untergangsstelle gerettet, nachdem sie bis
zu sechs Stunden im Wasser getrieben waren (Klaus
Fischer).
5.7.1944
Nordatlantik
Am 5. Juli 1944 greift das dt. U 247 (Kptlt. Matschulat) 10 Seemeilen
westl. von Cape Wrath drei Fischereiboote, die erst wenige Tage zuvor von Ayr
aus die Fischereigründe vor Butt of Lewis angesteuert hatten, und versenkt eines.
Zwei der Fischerlogger kappen ihr Fanggeschirr und können entkommen. Der dritte
Fischlogger Noreen Mary gerät dagegen unter Beschuß des U-Bootes. Dieses
hatte die Gruppe von Fischereibooten zunächst erfolglos mit Torpedo angegriffen,
war dann auchgetaucht und über das nächstliegende Boot hergefallen. Das Kriegstagebuch
U 245 vermeldet Angriff auf ein Vorpostenboot. Nach 45-minütigem Artillerie-
und Maschinengewehrbeschuß sinkt die Noreen Mary und im Kugelhagel mit
ihr 8 der 10 Besatzungsmitglieder. 2 Mann werden spät am Abend von der Lady
Madeleine aufgefischt und gerettet (Tony
Bridgeland, S. 78-96).
6.—
17.9.1944 Auf amerikanischer Seite wird zur gleichen Zeit ein japanischer Funkspruch, der über die genaue Route eines wichtigen japanischen Konvois mit 6 Schiffen nebst Geleitschutz von Singapore nach Japan Mitteilung gibt, aufgefangen und dechiffriert. Daraufhin wird mit 5 amerikanischen U-Booten (Growler, Pampanito, Barb, Queenfish und Sealion) ein Vorpostenstreifen gebildet, um den Konvoi mitten im Südchinesischen Meer (etwa auf Position 10°40'Nord / 115°Ost) abzufangen und zu versenken. In der Frühe des 12. September läuft der Konvoi wie erwartet ins Zielgebiet. Growler versenkt zuerst den voraus laufenden Zerstörer Shikinami. Später torpediert Sealion einen Tanker, versenkt jedoch die beiden Transporter Nankai Maru (8416 BRT) und Rakuyo Maru. Der Konvoi löst sich auf, die Schiffe flüchten in verschiedene Richtungen. Da die Rakuyo Maru sich auf einer Ladung Gummi noch einige Stunden über Wasser hält, gelingt es auch den Gefangenen, sich aus den Laderäumen zu retten und das Schiff zu verlassen. Die im Wasser schwimmenden Schiffbrüchigen warten aber stundenlang vergeblich auf Rettung. Am Nachmittag laufen eine japan. Fregatte und ein Frachter im Unglücksgebiet ein. Sie übernehmen allerdings nur japanische Besatzungsmitglieder. Am frühen Abend erfasst Pampanito östlich von Hainan den wieder aufgesammelten Konvoi mit 4 Handelsschiffen und 4 Geleitschiffen und versenkt den Transporter Kachidoki Maru und den Tanker Zuiho Maru (5135 BRT). Die Kachidoki Maru sinkt schnell und reißt 300 brit. Kriegsgefangene sowie 400 japan. Passagiere und Besatzungsmitglieder mit in die Tiefe. Erst 24 Stunden später, am Abend des 13.9., nähern sich eine japan. Fregatte und eine Trawler der 2. Unglücksstelle und nehmen ca 350 überlebende Japaner wie auch alliierte Kriegsgefangene auf. Drei Tage nach der Geleitzugschlacht sichtet Pampanito in seinem Operationsgebiet ein Rettungsfloß der Rakuyo Maru und findet darauf überlebende Kriegsgefangene. Erst jetzt erfahren die U-Boot-Männer von der Katastrophe. In einer gemeinsamen Aktion gelingt es Pampanito und Sealion am 15.9. noch 127 Überlebende, Barb und Queenfish am 17.9. weitere 32 Überlebende zu retten (Tony Bridgeland, S. 156-194). |
30.10.1944
Pazifik / US-Westküste
Im Dezember befindet sich lediglich ein einziges japan. U-Boot, I-12 (KKpt.
Kudo), auf Fernunternehmung zwischen Hawaii und der US-Westküste. Am 30.10.
versenkt es das Liberty-Schiff John A. Johnson (7176 BRT) nordöstl. von
Oahu, dann taucht es auf, schießt mit dem Bordgeschütz auf das Wrack und mit
Maschinengewehren auf die Rettungsboote. Dabei werden 9 von 69 Schiffbrüchigen
getötet, die Überlebenden werden am 30.10. von der US Yacht Argus gerettet.
I-12 wird am 13.11. zwischen San Francisco und Hawaii von dem Minensucher
Ardent und der Fregatte Rockford versenkt.
25.7.1945
Indischer Ozean
Im April 1945 kommandiert LtCdr Albert-George Davies das Übersee-Patrouillenboot
HMS Stubborn bei einer 11-wöchigen Operation der brit. 4. U-Flottille
unter amerikan. Oberkommando auf dem Weg von Clyde nach Fremantle. Nördlich
von Bali kreuzt ein japanischer Zerstörer seinen Kurs. Obwohl die Nadakaze
einen heftigen Zig-Zag-Kurs steuert, gelingt es der Stubborn irgendwann,
eine gute Angriffsposition einzunehmen, und Davies feuert eine Salve von 4 Torpedos.
Davon treffen 2 Torpedos auf eine Entfernung von 3000 Yards, versenken den ehem.
Zerstörer und verleiten den Kommandanten zu dem Ausruf: "Wir haben
das verdammte Arschloch in die Luft gejagd", begleitet von Jubelrufen der
Besatzung.
Anschließend will Davies für eine Gefangenen-Aussage einen Überlebenden an Bord holen. Während er das Boot zwischen den Schiffbrüchigen hindurch bewegt, machte einer eine rüde Bewegung, und wird daraufhin vom Artillerie-Offizier unmittelbar mit der Pistole erschossen. Dies war ohne Zweifel eine instiktive und ungeplante Reaktion, aber Davies erteilt anschließend den Befehl, alle anderen Gefangenen nun ebenfalls zu erschießen, um zu verhindern, dass japanische Überlebende den Vorfall bezeugen können, falls die Stubborn in diesem Kriege aufgebracht würde, damit es von japanischer Seite wegen der Erschießung zu nicht Repressalien komme. Das Maschinengewehr wird heraufgebracht und gerade in Anschlag gebracht, als ein Flugzeug auftaucht und die Stubborn zwingt, sofort abzutauchen. Als Davies in der Nacht darauf wieder auftauchen lässt, ist von den japan. Schiffbrüchigen nichts mehr zu sehen.
Im weiteren Verlauf der Unternehmung vernichtet die Stubborn weitere
Schiffe mit der Bordkanone, beschießt einen Hafen im Norden Balis, zerstört
eine Mole und mehrere Landungsboote und entert bei Nacht ein paar Dschunken.
Nach einer dieser Aktionen wird überraschend der oben erwähnte Artillerieoffizier
vermisst. -- Davies war auch Jahre nach dem Krieg stets überzeugt, keine
unrechtmäßige Entscheidung getroffen zu haben. Er erhielt für
seine Verdienste die Auszeichnung "DSC". (The
Daily Telegraph, 2 April 2004. Obituaries: Lieutenant-Commander Albert-George
Davies )
Informieren Sie uns, bitte, über weitere
Menschenrechtsverletzungen
im Seekrieg 1939-1945