Missachtung und Missbrauch der 
Integrität von Lazarettschiffen
Aktualisiert am 30.Apr.2022

 Angriffe nach Missbrauch von Lazarettschffen   Angriffe ohne Begründung  Angriff / Wegnahme mit zweifelhafter Begründung
 ARNO u.a. (1942) .BUENOS AIRES MARU
 TAKACHIHO MARU (1943)
 CENTAUR (1943)
 CITTA DI TRAPANI  (1942)  KONSTANZ ex ELENI (1943)
 AWA MARU (1945)  ERLANGEN (1944)  FREIBURG ex STAMIRA (1944)
 TACHIBANA MARU (1945)     TÜBINGEN (1944)

Die Schilderung der Einzelfälle

Mai Dez.1942
Mittelmeer

Aus dem Tagebuch des Grafen Ciano
19.5.1942: "... Wie viele Dinge man in den Lazarettschiffen verbergen kann, wenn man eine Blockade brechen muß. Im vergangenen Winter sandten wir den Nachschub an Benzin am rechtzeitigsten, indem wir uns der weißen Schiffe bedienten".
2.9.1942: "Cavallero versichert ..., daß man andere Mittel für den Transport des Benzins finden wird: statt der Tanker, die leicht zu erkennen sind, gewöhnliche Dampfer und Lazarettschiffe".

Am 3. September 1942 entziffert Bletchley Park einen Funkspruch aus deutscher Quelle vom 31.8., der wie folgt lautet: "Wichtig: Lazarettschiff Arno mit 50 Sanitätern und 6 Tonnen Nachschub für Bengasi. Lazarettschiff Gradisca mit 50 Sanitätern und 10 Tonnen Nachschub für Tobruk über Tripolis. Lazarettschiff Aquileia mit 20 Sanitätern und 6 Tonnen Nachschub für Marsah Matruh". Nachschubtransporte von Benzinfässern mit Lazarettschiffen bringen die Haager Konvention über die Einhaltung kriegsrechtlicher Bestimmungen in Misskredit. Nur kurze Zeit später versenken britische Flugzeuge 2 italienische Lazarettschiffe auf See: die Arno am 10.9.42 und die Città di Trapani am 1.12.1942 (Alberto Santoni, S.172)

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Japanisches Lazarettschiff Hikawa Maru

1.3. 30.4.1943
Westpazifik
Im Ost-Chinesischen Meer versenkt das amerik. U-Boot Kingfish (LtCdr. Lowrance) im März das japan. Lazarettschiff Takachiho Maru (8154 BRT) Ebenfalls in chinesischen Gewässern beschädigt im April das amerikan. U-Boot Runner (LtCdr. Burland) das japan. Lazarettschiff Buenos Aires Maru (9625 BRT) mit Torpedo.

14.5.1943
Südpazifik
Am 12.5.1943 verläßt das austral. Lazarettschiff Centaur mit seiner Besatzung und neuer Ausrüstung, noch ohne Patienten und ohne Geleitsicherung, Sydney mit Ziel Neu-Guinea. Am 14.5. wird es etwa 50 sm östl. von Brisbane warnungslos von dem japan. U-Boot I-177 (Kptlt. Nakagawa) versenkt. Von 332 Personen an Bord überleben nur 64. Das Schiff fuhr vorschriftsmäßig als Lazarettschiff markiert und beleuchtet.

Die austral. Regierung richtet eine offizielle Protestnote an Japan. Doch die japanische Regierung kontert den Protest unter Hinweis darauf, dass wenige Wochen zuvor japanische Lazarettschiffe von alliierten U-Booten angegriffen worden seien. Nach dem Krieg wird Kptlt. Nakagawa als Kriegsverbrecher für die Ermordung von Überlebenden des brit. Frachters British Chivalry im Indischen Ozean verurteilt.

 

Australisches Lazarettschiff Centaur

  

19.5.1943
Westliches Mittelmeer
Deutsches Lazarettschiff Konstanz (ex Eleni, 1426 BRT) wird nordwestl. Pantelleria von Einheiten der brit. Force H aufgebracht, als Prise deklariert und nicht zurück gegeben, da ursprünglich griechisch.

14./15.6.1944
Westliches Mittelmeer

Bei einer Rettungsaktion für die von amerikanischen Schnellbooten angegriffenen T-Boote TA 26 und TA 30 wird das dt. Lazarettschiff Erlangen von alliierten Flugzeuge in Brand geworfen und muss bei Sestri Levante auf Grund gesetzt werden (Alfred M. de Zayas, S. 393). Es wird geborgen und zur Ausbesserung nach Genua geschleppt. Bei einem Luftangriff auf Genua am 4.9.44 wird es endgültig versenkt.

23.10.1944
Mittelmeer / Adria

Am 23. Oktober 1944 wird das dt. Lazarettschiff Freiburg (ex-ital. Stamira) durch den englischen Zerstörer Lamerton aufgebracht und vom 27. Oktober 1944 bis zum 22. März 1945 widerrechtlich in Brindisi festgehalten. Erst auf Intervention des Schweizer Roten Kreuzes wird es schließlich freigegeben.

4.11.1944
Mittelmeer / Adria

Am 4. November 1944 wird das dt. Lazarettschiff Bonn (ex-ital. Cagliari) völkerrechtswidrig von britischen Seestreitkräften aufgebracht und nach Bari eingebracht. Bis zum Kriegsende wird es nicht wieder freigegeben.

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Deutsches Lazarettschiff Tübingen sinkt

18.11.1944
Mittelmeer / Adria

Das dt. Lazearettschiff Tübingen (ex-franz. Gouverneur Général Tirman) läuft am 17.11.1944, nachdem Kurs und Zweck der Fahrt der brit. Regierung rechtzeitig bekanntgegeben worden sind, zur Abholung von verwundeten dt. Soldaten aus dem italien. Hafen Bari aus. Am 18.11. wird sie in der Nähe von Pola, südl. Kap Promontore, von 2 brit. Beaufighters in mehreren Angriffen mit Raketen und Bordwaffen angegriffen und versenkt. Neun Besatzungsmitglieder werden getötet, weitere verletzt. Das Schiff war vorschriftsmäßig als Lazarettschiff gekennzeichnet. Die brit. Erklärung, fehlende Beleuchtung habe den Irrtum verursacht, ist allerdings nicht stichhaltig, da die Beleuchtung wegen der guten Sicht schon eine Stunde vor dem Angriff ausgeschaltet wurde und es zur Zeit des Angriffs bereits taghell war.

1.4.1945
Westpazifik

In der Straße von Formosa versenkt das US U-Boot Queenfish (Cdr. Loughlin) das japan. Repatriierungsschiff Awa Maru (11.249 BRT). Nach einem Abkommen zwischen Japan und den Vereinigten Staaten wurde solchen Schiffen gegenseitig freies Geleit eingeräumt und so waren entsprechende Anordnungen an alle Kriegsschiffe ergangen. Nachdem die Awa Maru Versorgungsgüter des Internationalen Roten Kreuzes für Kriegsgefangene in Südostasien abgeliefert hatte, nahm sie in Singapur 1900 japan. Repräsentanten sowie Zivilisten und ihre Familienangehörigen an Bord und machte sich am 28.3. auf den Weg nach Japan.
Am 1.4. wurde das Schiff spät in der Nacht und bei Sturm und unsichtigem Wetter von dem amerik. U-Boot entdeckt, dessen Kommandant das Schiff wegen seiner hohen Geschwindigleit (17 Knoten), geringer Radarreflexion und seinem geradem Kurs (Handelsschiffe steuerten aus Sicherheitsgründen für gewöhnlich einen Zick-Zack-Kurs) für einen Zerstörer hielt. Queenfish feuerte 4 Torpedos, die alle ihr Ziel trafen, und die Awa Maru sank sehr schnell. Von 2003 Passagieren und Besatzungsmitgliedern überlebte nur ein einziger. Der Kommandant der Queenfish wurde vor dem Kriegsgericht wegen Missachtung eines Befehls für schuldig befunden und erhielt vom Verteidigungsministerium einen schriftlichen Verweis (Abmahnung).
Im Widerspruch zu etlichen Berichten steht die Tatsache, dass es sich bei der Awa Maru nicht um ein Lazarettschiff handelte, sondern um einen Armeetransporter, gekennzeichnet durch einen dunkelgrünen Anstrich mit großen weißen Kreuzen am Schiffsrumpf. Die Vereinigten Staaten entschuldigten sich zunächst bei den Japanern und boten sogar, an das Schiff zu ersetzen. Als sie aber erfuhren, dass die Awa Maru neben den Passagieren auch Konterbande (kriegswichtige Güter wie Gummi und Zinn) an Bord genommen hatte, nahmen sie Entschuldigung und Angebot zurück. Der Awa Maru-Fall beschäftigte die Politiker beider Länder noch weit bis in die Nachkriegszeit hinein (Wikipedia).

2.8.1945
Südwestpazifik

Die US Zerstörer Conner und Charette bringen das japanische Lazarettschiff Tachibana Maru auf. Die Durchsuchung bringt Waffen zum Vorschein, die in »Rot-Kreuz« markierten Behältern versteckt sind. Daraufhin wird das Schiff als Prise nach Morotai eingebracht.

Chronik des Seekrieges
Verletzung der Menschenrechte