Unterlassene
Hilfeleistung an
oder Erschießung von Schiffbrüchigen
HMS Zerstörer vs ERICH GIESE | ||||
HMS RORQUAL vs OSIA PARASKEVI | ||||
HMS TORBAY vs Motorsegler | ||||
HMS Zerstörer vs. TA-37 | ||||
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HMS STUBBORN vs. NADAKAZE | |||
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Die Schilderung der Einzelfälle
23./24.2.1940
Nordsee
Nach dem Auffangen verdächtiger Morsezeichen auf Küstenlangwelle werden
im Gebiet der Doggerbank in den frühen Morgenstunden die vier dänischen Fischkutter
Ejjam, Gerlis, Merkator und Polaris vom dem dt. Minensuchboot
M 1 (Kptlt. Bartels) durch Rammung versenkt. "Aus militärischen
Gründen" wird von den Kutterbesatzungen niemand gerettet (MGK
West,
gKdos.B. 507/40 Chefsache).
13.– 14.4.1940
Norwegen
Im Kampf gegen einen brit. Flottenverband (VAdm. Whitworth) mit dem Schlachtschiff
Warspite (Capt. Crutchley) und den 9 Zerstörern Icarus, Hero, Foxhound,
Kimberley, Forester, Bedouin, Punjabi, Eskimo, Cossack gehen acht dt. Zerstörer
der Narvik-Gruppe verloren. Warspite, Bedouin und Eskimo versenken
Erich Koellner; Cossack und Foxhound versenken Erich Giese.
Auf die Schiffbrüchigen des deutschen Zerstörers Erich Giese wird dabei
geschossen. Dasselbe wurde auch über die Schiffbrüchigen der anderen Zerstörer
gemeldet, aber von der deutschen Wehrmachtsuntersuchungsstelle ist nur der Fall
"Erich Giese" dokumentiert und anerkannt worden. (Alfred
M. de Zayas, S. 368-376)
12.5.1941
Mittelmeer
Der griechische Motorsegler Osia Paraskevi, unterwegs mit 7 griech.Besatzungsmitgliedern
und 4 deutschen Soldaten von Kastron (Insel Lemnos) nach Kavalla, wird von dem
britischen U-Boot Rorqual (LtCdr Dewhurst) angehalten. Während die griechische
Besatzung von Bord gehen darf, werden die Deutschen mit Handfeuerwaffen gezwungen,
an Bord zu bleiben und unter Deck geschickt. Anschließend wird der Segler mit
dem Turmgeschütz versenkt. Die deutschen Soldaten werden bei ihrem letzten Fluchtversuch
mit Maschinengewehr beschossen und getötet. (Alfred
M. de Zayas, S. 377-380)
9.7.1941
Mittelmeer / Ägäis
Das britische Unterseeboot Torbay versenkt auf seiner 3. Feindfahrt
in der Ägäis eine ganze Reihe von Motorseglern, die 75 deutsche Soldaten zum
Festland bringen sollen., mit Artillerie und Sprengpatronen ("battle against
caiques"). Den deutschen Soldaten wird nicht erlaubt, das Boot zu verlassen.
Am 9.7. bringt es wiederum einen der kleinen von Kreta aus nordwärts fahrenden
deutschen Motorsegler auf. Ein Enterkommando durchsucht das Schiff und bringt
anschließend die Sprengladung an. 7 deutschen Soldaten, die einer Gebirgsdivision
auf Kreta angehören, gelingt es sich in ein Schlauchboot zu retten. Erbarmungslos
gibt der U-Boot-Kommandant (LtCdr. Miers) daraufhin den Befehl, sie mit Maschinengewehr
zu erschießen. Obwohl sich der Erste Wachoffizier und ein Seemann weigern, werden
- wie auch im Kriegstagebuch vermerkt - die deutschen Schiffbrüchigen liquidiert.
Zu einem Verfahren gegen LtCdr Miers wegen Verstoßes gegen das Völkerrecht kommt
es nicht. (Paul
Chapman, S. 59-67 / Tony
Bridgeland, S. 91-102 / Seidler/
Zayas, S.180/181 - leider mit falschem Datum!).
3.1.1942
Niederländisch-Indien
I-58 (KKpt. Kitamura) versenkt nördlich Bawean den niederl. Dampfer Langkoeas
(ex-dt. Strassfurt, 7395 BRT). Auf die in Rettungsboote umgestiegene
Besatzung der Langkoeas lässt KKpt. Kitamura seine Männer mit
Maschinengewehr feuern (sensuikan).
8.4.1942
Westatlantik
Der US Zerstörer Roper (LtCdr Howe) sichtet ein an der amerikanischen
Küste operierendes deutsches U-Boot. Das U-Boot verfehlt den Zerstörer
mit einem Torpedo. Durch anschließendes Artilleriefeuer erhält U 85
vernichtende Treffer. Der größte Teil der Besatzung kann das Boot rechtzeitig
verlassen. Etwa 40 Besatzungsmitglieder schwimmen im Wasser, als das U-Boot
sinkt. Daraufhin überläuft der Zerstörer die Untergangsstelle und wirft, obwohl
von dem gesunkenen U-Boot keine Gefahr mehr ausgehen kann, 11 Wasserbomben,
durch deren Detonationen alle im Wasser schwimmenden Schiffbrüchigen getötet
werden. Am nächsten Morgen werden an der Untergangsstelle des U-Bootes nur noch
29 Leichen aus dem Wasser geborgen. Eine gerichtliche Untersuchung gegen den
Kommandanten des Zerstörers wurde nicht eingeleitet. (Seidler/
Zayas , S.181)
15.–
24.7.1942
Nordpazifik
In der Nacht 14./15..7. versenkt das japan. U-Boot I-7 (KKpt. Koizumi)
vor den Alëuten den US Frachter Arcata (2722 BRT). Mit Maschinengewehren
schießt die Besatzung anschließend auf die Rettungsboote, dabei wird ein Mann
tödlich verwundet. -- Im Bereich der Kurilen versenkt Narwhal (LtCdr.
Wilkins) am 24.4. die beiden Inselversorger Kofuji Maru (134 BRT) und
Nissho Maru No.2 (344 BRT) sowie das Vorpostenboot Shinsei Maru No.83
(63 BRT). Bei Versenkung der Nissho Maru werden nach jap. Aussagen Überlebende
im Wasser mit Maschinengewehren beschossen. (Quellennachweise fehlen).
6.8.1942
Südpazifik
Das japanische U-Boot Ro-33 (Kptlt. Kuriyama) versenkt mit dem 8cm-Bordgeschütz
den brit. Küstenfrachter Mamutu (300 BRT), der mit einer Besatzung von
32 Mann und 82 Flüchtlingen (darunter 28 Kinder) von Port Moresby nach
Daru (Golf von Papua) unterwegs ist. Anschließend werden Überlebende im Wasser
mit Maschinengewehren beschossen. Nur 28 von 114 Personen an Bord überleben
das Massaker. (Wikipedia.en).
28.9.1942
Südatlantik
Vor der Küste Brasilien versenkt das deutsche U 516 (Kptlt. Wiebe) mit
der Deckskanone ohne Warnung den brasilianischen Frachter Antonico (1223
BRT), der in Charter für PanAm Airways mit einer Ladung Zement und Asphalt von
Belem nach Paramaribo (Surinam) unterwegs ist. Die Besatzung verläßt den Frachter
sofort in einem kleinen und zwei großen Rettungsbooten. Nach Aussage der Überlebenden
sind daraufhin die Boote mit Artilleriefeuer belegt und das Rettungsboot mit
dem Kapitän versenkt worden. Die im Wasser treibenden Schiffbrüchigen wurden
von den anderen Rettungsbooten aufgenommen und die Boote erreichten die brasilianische
Küste am 29.9.1942 ohne weitere Zwischenfälle. Zwei Mann sterben später an ihren
Verwundungen, 24 von 40 überleben. — Zwei von einander unabhängige Untersuchungen,
eine 1947 im Auftrag britischer Behörden, die zweite 1969 im Auftrag der deutschen
Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen (Ludwigsburg), stellten fest,
dass die Überlebenden zu Unrecht davon ausgegangen sind, in ihren Rettungsbooten
direkt unter Beschuss genommen worden zu sein. Bei Verlassen des Frachters gerieten
sie vielmehr in Schusslinie auf den Frachter. Der Fall wurde auch beim US Naval
Department zu den Akten genommen und nach Nürnberg in keinem weiteren Kriegsverbrecherprozess
vorgetragen. (Jürgen Rohwer,
BfZ)
26.1.1943
Südwestpazifik
Bei einer Aufklärungsmission vor Neuguinea versenkt das amerik. U-Boot
Wahoo (LtCdr Morton) den japan. Truppentransporter Buyo Maru (5447
BRT) und den Frachter Fukuei Maru # 2 (1901 BRT). Als Wahoo an
der Versenkungsstelle auftaucht, befindet es sich in einer Menge von geschätzt
10.000 auf Flößen befindlichen und im Wasser schwimmenden überlebenden japan.
Soldaten. Über 1 Stunde lang läßt der U-Bootkommandant die Schiffbrüchigen mit
Geschütz und Maschinengewehren beschießen, bevor das U-Boot abläuft. US-Quellen
geben an, ein japanisches Schiff habe am nächsten Tag noch etwa 1000 Überlebende
gerettet. Die meisten Schiffbrüchigen aber waren tot. (Tony
Bridgeland, S. 115-129)
Es gibt einen Artikel in US Naval Institute's Proceedings (July 2003) mit neueren Angaben zu diesem Fall. Dem zu Folge beförderte die Buyo Maru japanische Kriegsgefangenen aus Singapur (genauer gesagt: Indische Soldaten des 2nd Battalion, 16th Punjab Regiment). Sie hatte 1126 Leute am Bord, von denen 282 umkamen (viele wahrscheinlich während des Torpedoangriffes). 87 von ihnen waren Japaner, 195 Inder.
2.–
4.3.1943
Südwestpazifik
Ein jap. Verband (KAdm. Kimura) mit 8 Transportern und den Zerstörern
Shirayuki, Arashio, Asashio, Tokitsukaze, Yukikaze, Uranami, Shikinami
und Asagumo läuft am 28.2. von Rabaul aus, um 6900 Mann der jap.
51. Division (GenLt. Nakano) nach Lae zu bringen. Von einer Liberator
am 2.3. früh nordostwärts der Dampier-Str. gemeldet, wird er 2 Stunden später
von 12 Fortress angegriffen, die 1 Transporter versenken und 2 beschädigen,
die Zerstörer Yukikaze und Asagumo laufen mit 950 Überlebenden
voraus. Am 3.3. wird der Konvoi in der Bismarck-See von insgesamt 335 amerik.
und austral. Flugzeugen z.T. im Tiefstflug angegriffen. Die Flugzeuge der USAAF
Southwest-Pacific (LtGen. Kenney) versenken alle Transporter mit insgesamt 33.730
BRT sowie die Zerstörer Shirayuki, Arashio, Asashio und
Tokitsukaze. Jap. Zerstörer und die U-Boote I-17 und I-26 retten
2734 Mann, die Überlebenden, soweit sie nicht mit den Schiffen untergehen, werden
von US-Jagdbombern mit Bordwaffen und von den MTBs PT 66, PT 67, PT 68, PT
121, PT 128, PT 143, PT 149 und PT 150 (LtCdr. Atkins) im Wasser
mit Wasserbomben und MGs niedergemacht, um eine Verstärkung der japan. Armee
bei Lae durch an Land geschwommene Schiffbrüchige zu verhindern.(Tony
Bridgeland, S. 129-137)
20.3.1943
Indischer Ozean
Das im Golf von Bombay operierende jap. U-Boot I-27 (Kptlt. Fukumura)
versenkt den brit. Dampfer Fort Mumford (7132 BRT). Dabei wird die in
Rettungsboote aussteigende Besatzung mit Maschinengewehren unter Beschuss genommen
(sensuikan).
6./7.5.1943
Nordatlantik
Während der Schlacht um den Konvoi ONS.5 sichtet der brit. Zerstörer Oribi
kurz vor 3:00 Uhr das deutsche U 125 (Kptlt. Folkers) in dichtem Nebel
mit Radar und rammt das U-Boot mit geschätzter Geschwindigkeit von 20kn. Doch
das Boot übersteht den Angriff und setzt ein Notsignal ab. Der B.d.U. ordert
4 Boote zu Hilfe, die bis zum Morgengrauen nach U 125 suchen. Um 3:54
Uhr ortet die brit. Korvette Snowflake das nicht tauchklare U-Boot in
kurzer Entfernung. Ihre Suchscheinwerfer beleuchten ein schwer beschädigtes
U-Boot, das offenbar bereits sinkt. Die Korvette unternimmt einen Rammstoß,
doch das Boot weicht aus. Die Besatzung von U 125 schlägt danach Sprengladungen
zur Selbstversenkung an und verläßt ihr Boot. Die brit. Korvette Sunflower
taucht am Schauplatz auf. Der Kommandeur der Korvette gibt Funkspruch über die
Lage an den Escort Commander auf HMS Tay und erhält die Antwort: "Keine
Erlaubnis zur Rettung der Schiffbrüchigen." Die Mannschaft von Kptlt. Folkers
und U 125 ist daraufhin ertrunken (Gudmundur
Helgason).
1.10.1943
Indischer Ozean
Am 1.10. wird der norw. Kohlenfrachter Storviken (4836 BRT) auf der
Reise von Mombasa nach Aden durch 2 Torpedos des japan. Unterseebootes I-10
(Kptlt. Tonuzuka) getroffen und sinkt. An Bord waren 7 norw. Offiziere, 5 brit.
Artillerieschützen und die Mannschaft von 44 Chinesen. Nach Aussage von Kapitän
Apold können 42 Mann das sinkende Schiff in einem Rettungsboot verlassen. Anschließend
kommt das U-Boot bei dem Rettungsboot längsseits. Da der Kapitän nicht ausfindig
gemacht werden kann, werden ein Offizier und ein Heizer gefangen genommen. Beim
Ablegen kollidiert das U-Boot mit dem Rettungsboot, so daß die Schraube eine
Seite komplett aufreißt. Dabei werden mehrere Schiffbrüchigen getötet und andere
verletzt, während das Rettungsboot kentert. Anschließend kreuzt das U-Boot noch
einmal über die Unglücksstelle, wobei sich die Besatzung sich über die im Wasser
treibenden Schiffbrüchigen lustig macht. — Nach dem Untergang der Storviken
können sich der Kapitän und 4 andere Besatzungsmitglieder auf Wrackteile retten,
nachdem ihr Rettungsboot bei dem Versuch, es zu Wasser zu bringen, umgeschlagen
und gesunken ist. Sie versuchen nun, mehrere Wrackteile zu sammeln, um sie nach
Möglichkeit zu einem Rettungsfloß zusammen zu binden. Einige gute Schwimmer
halten 5-6 Stunden lang die Verbindung zwischen den Schiffbrüchigen und sammeln
Wrackteile. Am Abend sind 19 Überlebende auf dem Floß versammelt, das damit
schwer überladen ist. Trinkwasser oder Nahrung gibt es nicht, alle leiden unter
der heißen Sonnenstrahlung. In den nächsten Tagen sterben 6 Mann an Erschöpfung.
Am 6. Oktober werden der Kapitän, 1 Offiziere und 11 chines. Besatzungsmitglieder
von dem brit. Geleitschiff HMS Sennen aufgenommen. Es wird noch ein weiteres
Rettungsfloß mit 1 Offizier und 3 chines. Besatzungsmitgliedern geborgen. —
Insgesamt 17 Überlebende werden am 8. Oktober in Aden an Land gebracht.
Ob sich die Kollision mit dem Rettungsboot tatsächlich vorsätzlich ereignete,
wie es von Augenzeugen behauptet wurde, läßt sich allerdings nicht beweisen.
(warsailors.com)
14.12.1943
Südwestpazifik
Bei der Versenkung des amerik. Frachters Daisy Moller (4087 BRT) durch
das japan U-Boot Ro-110 (Kptlt. Ebato) werden 53 von 127 Besatzungsmitgliedern
mit Maschinengewehrfeuer und durch Rammen der Rettungsboote ermordet. (Rohwer,
Axis Submarine Successes, p.272)
Jan. – Juli 1944
Indischer Ozean
Nach den Befehlen des Kommandeurs der Südwestpazifik Flotte (VAdm. Takasu) -
diese gehen offenbar bereits auf den 20. März 1943 zurück - werden bei Versenkung
der Frachter British Chivalry (am 22.2. durch I-37 / Kptlt.
Nakagawa, 12 †), Ascot (am 29.2. durch I-37 / Kptlt. Nakagawa,
40 †), Behar (am 9.3. durch Tone / Kpt.z.S. Mayuzumi, 72
†), Nancy Moller (am 18.3. durch I-165 / Kptlt. Shimizu,
32 †), Tjisalak (am 26.3. durch I-8 / KKpt. Ariizumi, 98
†), Richard Hovey (am 29.3. durch I-26 / KKpt. Kusaka,
1 †) und Jean Nicolet (am 2.7. durch I-8 / KKpt. Ariizumi,
79 †) Überlebende, zuweilen unter sadistischen Ritualen, ermordet, um alle Hinweise
auf den von Japan geführten Handelskrieg zwischen Australien und Golf von Aden
zu tilgen. Das Kriegsverbrecher-Tribunal verurteilte nach dem Krieg den Befehlshaber
der 16. Kreuzerdivision, Konteradmiral Sakonjô, und Kpt.z.S. Mayuzumi
zu jeweils 7 Jahren Haft. Kpt.z.S. Ariizumi beging nach der Kapitulation Japans
Selbstmord an Bord des U-Bootes I-401. (Rohwer,
Chronology of the War at Sea, p.256)
Es sollte aber darauf hingewiesen werden, daß von British Chivalry, Nancy Moller, Tjisalak, Richard Hovey und Jean Nicolet auch Gefangene genommen wurden. Im Falle der Nellore (am 29.6.44 durch I-8 versenkt) wurden keine Überlebenden ermordet und nur Gefangene genommen. Auch im Falle der City of Adelaide (am 30.3.44 durch I-8 versenkt) wurden keine Kriegsverbrechen festgestellt.
4./5.1.1944
Zentralatlantik
Im Jahre 1943 sollen an Bord von Blockadebrechern, die kriegswichtige Rohstoffe
von Japan nach Deutschland befördern, einige inhaftierte deutsche Staatsbürger
zur Aburteilung in die Heimat gebracht werden. Dazu erläßt der dt. Marine-Attaché
in Tokio, Admiral Paul Wenneker, die Anweisung, die Inhaftierten bei drohender
Aufbringung durch feindliche Kriegsschiffe nicht in Gefangenschaft fallen, sondern
mit dem zu versenkenden Schiff untergehen zu lassen. In 2 Fällen wird dieser
Befehl ausgeführt. An Bord des Blockadebrechers Burgenland wird der wegen
Spionageverdachts inhaftierte Journalist Hofmeier vor der Selbstversenkung am
4.1.1944 von einem Wachbeamten erschossen. Bei Selbstversenkung des Blockadebrechers
Rio Grande am 5.1.1944 bleibt der wegen Diebstahls inhaftierte Matrose
Poweleit in seiner Zelle eingeschlossen und geht mit dem Schiff unter.
Ein Schwurgericht in Hamburg stellt am 25.2.1966 das Verfahren gegen Admiral a.D. Wenneker ein und führt dazu aus: "Auf Grund der Ergebnisse der Hauptverhandlung sieht das Schwurgericht die Tötung beider Menschen als Unrecht an. Es erkennt jedoch an, daß der Angeklagte Wenneker an die Rechtmäßigkeit seines Tuns geglaubt hat. Hierin sieht es einen Verbotsirrtum. Diesen hält es hinsichtlich Hofmeiers für unvermeidbar, hinsichtlich Poweleits für vermeidbar. Insofern wertet es die Tat als Totschlag. Dieser ist verjährt."
13.3.1944
Südatlantik
U 852 (Kptlt. Eck) versenkt durch Torpedoangriff den griechischen Frachter
Peleus (4695 BRT). Bei dem Versuch, verräterische Wrackteile mit der
Bordkanone zu versenken, wird die Erschießung von Schiffbrüchigen, die an dem
Treibgut Halt suchen, vorsätzlich billigend in Kauf genommen. Nach Kriegsende
werden Kptlt Eck und seine Offiziere in Hamburg vor ein englisches Kriegsgericht
gestellt, Eck, der II WO, Lt.z.S. Hoffmann, und der Bordarzt Dr. Weispfennig
werden zum Tode verurteilt und am 30.11.1945 hingerichtet, der zu lebenslänglichem
Gefängnis verurteilte STO, Lt.z.S. Lenz, kommt 1951 frei.
(Dwight
D. Messimer)
15.– 21.6.1944
Ostsee
Sowjet. Angriff gegen die der karelischen Landenge vorgelagerten Inseln. Bei
einem Angriff sowjetischer Torpedokutter unter Kpt. 2 .Rg. Osipov geht das dtsch
Torpedoboot T 31 verloren. Der Angriff ereignet sich am 20.06.1944, 00:03
Uhr früh auf 60°, 16,4' Nord/ 27°, 56,4' Ost, ca. 1,5 Seemeilen nordöstlich
der Insel Narvi (auch: Narwi/Narwa/Nerva). Zwei russische Torpedokutter des
Typs D-3 kommen in günstiger Position zum Torpedoschuss. Zwei Torpedos treffen
das Flottentorpedoboot T 31 in voller Fahrt mittschiffs zwischen Kessel
1 und 2. Das Boot wird in zwei Teile zerrissen und sinkt in kürzester Zeit.
Die russischen Torpedokutter waren TK-37 (Oblt.z.S Toronenko) und TK-60 (Lt. Buschuev). Ihre Einheit gehörte zu einer Deckungsgruppe von Schnellbooten, welche die Besetzung der Insel Narwa sichern sollte. Die deutsch/finnischen Streitkräfte wußten von der Besetzung durch russische Streitkräfte nichts. Nach dem Untergang von T 31 standen u.a. Boote des Oberleutnant Wasiljew und Oberleutnant Tworogow an der Untergangsstelle. Die Überlebenden wurden durch die sich einnebelnden Torpedokutter der baltischen Rotbannerflotte wie folgt behandelt: Die russischen Boote fuhren ohne Rücksicht über die im Wasser treibenden Seeleute. Besatzungsmitglieder der russischen Torpedokutter zogen Überlebende aus dem Wasser, erschossen die Gefangenen und warfen sie zurück ins Wasser. Andere russischen Besatzungsmitglieder veranstalteten ein regelrechtes Zielschießen auf die im Wasser treibenden Schiffbrüchigen. Die Hilflosen wurden dadurch getötet oder verletzt. Ein an Bord gezogener deutscher Überlebender soll mit der Waffe an der Schläfe gezwungen worden sein, auf seine im Wasser treibenden Kameraden zu schiessen.
Insgesamt wurden 6 Gefangene gemacht und nach Russland in Kriegsgefangenschaft gebracht. Nur einer von ihnen kam zurück. Ein Teil der Besatzung wurde von finnischen Schnellbooten an der Untergangsstelle gerettet, nachdem sie bis zu sechs Stunden im Wasser getrieben waren (Klaus Fischer).
5.7.1944
Nordatlantik
Am 5. Juli 1944 greift das dt. U 247 (Kptlt. Matschulat) 10 Seemeilen
westl. von Cape Wrath drei Fischereiboote, die erst wenige Tage zuvor von Ayr
aus die Fischereigründe vor Butt of Lewis angesteuert hatten, und versenkt eines.
Zwei der Fischerlogger kappen ihr Fanggeschirr und können entkommen. Der dritte
Fischlogger Noreen Mary gerät dagegen unter Beschuß des U-Bootes. Dieses
hatte die Gruppe von Fischereibooten zunächst erfolglos mit Torpedo angegriffen,
war dann auchgetaucht und über das nächstliegende Boot hergefallen. Das Kriegstagebuch
U 245 vermeldet Angriff auf ein Vorpostenboot. Nach 45-minütigem Artillerie-
und Maschinengewehrbeschuß sinkt die Noreen Mary und im Kugelhagel mit
ihr 8 der 10 Besatzungsmitglieder. 2 Mann werden spät am Abend von der Lady
Madeleine aufgefischt und gerettet (Tony
Bridgeland, S. 78-96).
7.10.1944
Mittelmeer / Ägäis
Die Besatzung einer Do 24 J9+DA der 7.Seenotrettungsstaffel sichtet im
Golf von Saloniki ein Floß, auf dem sich zwei Männer befinden. Aus
dem Wasser ragen Köpfe, die aus angelegten gelben Schwimmwesten zu erkennen
sind. Die Maschine wassert sofort. Auf dem Floß sitzen ein Marineoffizier
und ein Obersteuermann. Das Rettungsflugzeug nimmt die Seeleute auf dem Floß
sowie weitere 25 im Wasser treibende Marineangehörige an Bord. Zehn der
Soldaten sind durch Schußwunden schwer verletzt worden. Nach Auskunft
des Offiziers, Leutnant zur See Hans-Joachim Westfalen, bilden sie den Rest
von ehemals 142 Besatzungsmitgliedern des unter dtsch. Flagge fahrenden Torpedobootes
TA 37 (ex-ital. Gladio) unter Oblt.z.S. Fritz Goldammer. Die geretteten
Matrosen berichten, daß sie von den britischen Zerstörern Tergamant
und Tuscan mit Maschinenwaffen beschossen worden seinen, nachdem sie
bereits im Wasser trieben. Mittels Megaphons sei ihnen von Bord zugerufen worden:
"Wir kommen wieder" (Horst
Thürling, S.76 f).
30.10.1944
Pazifik / US-Westküste
Im Dezember befindet sich lediglich ein einziges japan. U-Boot, I-12 (KKpt.
Kudo), auf Fernunternehmung zwischen Hawaii und der US-Westküste. Am 30.10.
versenkt es das Liberty-Schiff John A. Johnson (7176 BRT) nordöstl. von
Oahu, dann taucht es auf, schießt mit dem Bordgeschütz auf das Wrack und mit
Maschinengewehren auf die Rettungsboote. Dabei werden 9 von 69 Schiffbrüchigen
getötet, die Überlebenden werden am 30.10. von der US Yacht Argus gerettet.
I-12 wird am 13.11. zwischen San Francisco und Hawaii von dem Minensucher
Ardent und der Fregatte Rockford versenkt.
25.7.1945
Indischer Ozean
Im April 1945 kommandiert LtCdr Albert-George Davies das Übersee-Patrouillenboot
HMS Stubborn bei einer 11-wöchigen Operation der brit. 4. U-Flottille
unter amerikan. Oberkommando auf dem Weg von Clyde nach Fremantle. Östlich
von Bali kreuzt das japanisches Patrouillenboot No.2 (ex Nadakaze) seinen
Kurs. Obwohl es einen heftigen Zick-Zack-Kurs steuert, gelingt es der Stubborn
irgendwann, eine gute Angriffsposition einzunehmen, und Davies feuert eine Salve
von 4 Torpedos. Davon treffen 2 Torpedos auf eine Entfernung von 3000 Yards,
versenken den ehem. Zerstörer vor Lombok und verleiten den Kommandanten zu dem
Ausruf: "Wir haben das verdammte Arschloch in die Luft gejagd", begleitet
von Jubelrufen der Besatzung.
Anschließend will Davies für eine Gefangenen-Aussage einen Überlebenden an Bord holen. Während er das Boot zwischen den Schiffbrüchigen hindurch bewegt, machte einer eine rüde Bewegung, und wird daraufhin vom Artillerie-Offizier unmittelbar mit der Pistole erschossen. Dies war ohne Zweifel eine instiktive und ungeplante Reaktion, aber Davies erteilt anschließend den Befehl, alle anderen Gefangenen nun ebenfalls zu erschießen, um zu verhindern, dass japanische Überlebende den Vorfall bezeugen können, falls die Stubborn in diesem Kriege aufgebracht würde, damit es von japanischer Seite wegen der Erschießung zu nicht Repressalien komme. Das Maschinengewehr wird heraufgebracht und gerade in Anschlag gebracht, als ein Flugzeug auftaucht und die Stubborn zwingt, sofort abzutauchen. Als Davies in der Nacht darauf wieder auftauchen lässt, ist von den japan. Schiffbrüchigen nichts mehr zu sehen.
Im weiteren Verlauf der Unternehmung vernichtet die Stubborn weitere Schiffe mit der Bordkanone, beschießt einen Hafen im Norden Balis, zerstört eine Mole und mehrere Landungsboote und entert bei Nacht ein paar Dschunken. Nach einer dieser Aktionen wird überraschend der oben erwähnte Artillerieoffizier vermisst. -- Davies war auch Jahre nach dem Krieg stets überzeugt, keine unrechtmäßige Entscheidung getroffen zu haben. Er erhielt für seine Verdienste die Auszeichnung "DSC". (The Daily Telegraph, 2 April 2004. Obituaries: LtCdr Albert-George Davies )
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