Ablenkungsmanöver

Ein umfangreiches Ablenkungsmanöver für die Landung in England war im Bereich der Nordsee unter dem Decknamen Operation »Herbstreise« geplant. Die Planung begann mit einem Schreiben Chefs des Marinegruppenkommandos Ost, Gen.Adm. Carls, vom 1.8.1040 an die Seekriegsleitung. Unter anderem schlug er folgende Maßnahmen vor:

Drei Tage vor Beginn des Unternehmens »Seelöwe« sollten in Dänemark und Norwegen deutliche Truppenverschiebungen durchgeführt werden. Anschließend sollten in Südnorwegen 7-10 Frachter von etwa 2000 BRT in Geleitzügen auslaufen, gefolgt von 2 kleinen Lazarettschiffen, um dem Feind vorzutäuschen, dass Landungstruppen in der Tat eingeschifft worden seien.

Unterstützt wurde dieser Vorschlag auch durch Planungen des Heereskommandos XXXVI, das aus dem Absprungraum Oslo Bergen mit der 69. und 214 Inf.-Div. eine Landung an der britischen Ostküste zwischen Edinburgh und Newcastle, und dem Heereskommando XXXI, das aus dem Absprungraum Deutsche Bucht mit der 163. Inf.-Div. eine Landung südwärts davon bei Blyth vortäuschen wollte.

Zusätzlich zu den simulierten Transportunternehmen schlug die Marine - zeitlich abgestimmt mit der Schein- wie auch der tatsächlichen Landung - das Auslaufen der Schweren Kreuzer Admiral Hipper und Admiral Scheer vor. Die Schiffe sollten 5-6 Tage vor dem S-Tag überraschend in der britischen Blockadelinie der »Northern Patrol« zwischen Färöer-Inseln und Island auftauchen und einen erheblichen Teil der Home-Fleet weglocken. Diese Streitkräfte hätten bei Beginn der Landung zur Ergänzung ihres Brennstoffvorrates erst einmal einen Hafen anlaufen müssen.

 

Die Seekriegsleitung fand großen Gefallen an dem Ablenkungsmanöver und ergänzte die Vorschläge von Carls durch Einbeziehung der Schnelldampfer Europa, Bremen, Gneisenau und Potsdam, die für Operation »Seelöwe« zu groß dimensioniert waren, im Rahmen der Operation »Herbstreise« aber eine furchteinflößende Wirkung erzielen sollten.

Geleitzug I: Dampfer Stettiner Greif, Dr. Heinrich Wiegand, Pommern. Sicherung durch je 2 Boote der 17. UJ- und 11. M-Flottille, Schiffe 7 und 47.

Geleitzug II: Steinburg, Bugsee, Ilse L.M. Russ, Flottbeck. Sicherung durch je 2 Boote der 17. UJ-, 11. M-, 11.V- und 7. T-Flottille.

Geleitzug III: Iller, Sabine Howaldt, Lumme. Sicherung mit je 2 Boote der 17. UJ-Flottille und 4 alten Torpedobooten.

Geleitzug IV: Schnelldampfer Europa, Bremen, Gneisenau, Potsdam. Sicherung durch Leichten Kreuzer Emden und 5 Boote der Torpedo-Schulflottille.

Fernsicherung der Geleitzüge durch eine Kreuzergruppe des B.d.K. mit Nürnberg, Köln, Artillerieschulschiff Bremse, 3 F-Boote und 2 Boote der 7. T-Flottille.

Funktäuschungsverkehr durch die Wetter- beobachtungsschiffe Sachsen, Fritz Homann und Adolf Vinnen.

"Die Planung des Unternehmens »Herbstreise« nahm schließlich einen solchen Umfang an, dass sich dem heutigen Beobachter die Frage aufdrängt, was wohl der Marine mehr am Herzen gelegen haben mag, die Landung oder die Ablenkung davon." (Peter Schenk, S.366)

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