Operation »Fortitude«

Hitler und die deutsche Wehrmacht sollten bis zuletzt über den wirklichen Landungsort im Unklaren bleiben. Tarnen und Täuschen hieß die Devise auf alliierter Seite.

Panzerattrappe aus Gummi

..

Im Januar 1944 erhielt US-General Patton, den die Deutschen seit der Landung der Alliierten in Nordafrika als den wagemutigsten amerikanischen Truppenführer fürchteten, das Kommando über eine Geisterarmee, die so genannte First U.S. Army Group (FUSAG) mit angeblich über einer Million Soldaten, die im Südosten Englands gegenüber von Calais aufzog.

Kulissenbauer der Shepperton Film Studios entwarfen für die unsichtbare Armee Panzerattrappen aus Gummi, die auf Truppenübungsplätze gestellt wurden. Holzflugzeuge auf Scheinflugplätzen täuschten Invasionsvorbereitungen vor. Mehrere Dutzend Offiziere unterhielten regen Funkverkehr, sendeten Lageberichte, orderten Nachschub, den sie weder brauchten noch bekamen, und berieten fiktive Angriffspläne.

Außerdem ahnte die Berliner Abwehr nicht, dass es den Briten gelungen war, 15 deutsche Spione in England gegen das Reich "umzudrehen" (Operation »Double Cross«). Fleißig lieferten die Doppelagenten aufeinander abgestimmte Berichte über die vorgeblichen Planungen der FUSAG gegenüber dem Pâs de Calais.

Die wahre alliierte Macht marschierte unterdessen weiter westlich zwischen Portsmouth und der Halbinsel Cornwall auf.. Über 1,5 Millionen Soldaten hatten die USA für »Overlord« nach England geschickt. Weitere 1,7 Millionen stellte die britische Streitmacht zur Verfügung, verteilt in 1100 Heerlagern auf der ganzen Insel. 

Grafik der Truppenaufstellung für Operation »Overlord«

Die Deutschen ließen sich nicht nur durch die Geheimdienst-Manöver der Briten täuschen. Sie hatte auch keine Autorität mehr im Luftraum über Englands Küsten und betrieben daher keine militärische Aufklärung westlich von Brighton. Sonst hätte ihnen die ungeheuerliche Ansammlung von alliierten Seefahrzeugen in den Häfen südwestlich von Portsmouth nicht entgehen können. Da es ihnen seit Herbst 1943 auch nicht mehr gelungen war, in alliierte Funkschlüssel einzudringen, verließen sie  sich allein auf die Informationen Ihrer Agenten und Mittelsmänner. Die allerdings wiesen allesamt auf eine Landung bei Calais.

Dabei fehlte es der Wehrmacht nicht an Hinweisen auf die realen Vorgänge. Dem MGK West kam es schon im Februar merkwürdig vor, dass die Alliierten ausgerechnet dort landen wollten, wo die deutsche Verteidigung am stärksten war. Die Stabsoffiziere der Luftflotte 3 folgerten aus dem Bombardement der Seine-Übergänge (siehe "Vorbereitungen zur Landung"), dass die Alliierten die Normandie abriegeln wollten. Und Hitler selbst hatte Rommel und Rundstedt in den Monaten vor der Invasion mehrmals darauf hingewiesen, dass sich die Küsten der Normandie zwischen Le Havre und Cherbourg hervorragend für eine Landung eigneten. Er mahnte zur Verstärkung der dortigen Truppen. Doch Rommel, unterstützt von Generalfeldmarschall Rundstedt, lehnte ab. "Aus der Schwerpunktfront Kanalküste dürfen keine Kräfte an die Normandie abgegeben werden.". So standen Ende Mai an der 300 Kilometer langen Küste der Normandie ganze sieben Divisionen. An der viel kürzeren Kanalküste waren es dagegen nur 20 Divisionen.

******